Ein sommer in den bergen – Ein paarshooting
Mit Viktoria und Tobias in Obertilliach, Osttirol.
Wir befinden uns auf knapp 1500m über dem Meeresspiegel, im Lesachtal. Mitten in den Lienzer Dolomiten. Es ist Corona-Sommer. Die Grenzen haben seit knapp einer Woche wieder geöffnet und ein schon fast unmöglich gewordenes Shooting kann kurzfristig doch noch statt finden. Es ist Freitag Vormittag und Heute steht ein Paarshooting auf der Agenda. „Eigentlich nicht so das Fotowetter“, denke ich mir bei meinem ersten Kaffee in der Früh auf dem Balkon meines Hotelzimmers. Es liegt ordentlich Nebel im Tal. „Aber wenn er sich löst, kann das noch richitg Stimmungsvolll werden“, denke ich mir. Also treffen wir drei uns wie verabredet um 8 Uhr vor der alten Kapelle am Fuße des Dorfes. Denn wir haben nur diese eine Chance. Am Mittag sind Gewitter angesagt. Und wie erhofft: Der Nebel löst sich und es entsteht eine romantische, ehrliche und zeitweise lustige Bildergeschichte in traditioneller Tracht vor eindrucksvoller Bergkulisse. Die Farbwelt inspiriert durch die Urlaubsfotografie der 50er Jahre, im Wechsel mit emotionalen weichen schwarz/weiss Aufnahmen.
Am liebsten beginne ich meine Shootings an Orten, an denen ich meinen Paaren die höchstmögliche Freiheit vor der Kamera geben kann. Nicht nur alleine deswegen, damit die beiden erst einmal mit der Kamera warm werden können, sondern auch damit ich mich voll auf mein Paar konzentrieren kann. Am besten dafür sind Orte, wo der Hintergrund fast immer perfekt ist. Und heute sind natürlich auch die Details der Outfits besonders wichtig und spannend. Denn die Tracht ist in Osttirol noch immer fester Bestandteil des Alltags. Auch auf Hochzeiten.
Fast alles hier im Ort hat Tradition. Aber bevor es gleich zur alten Mühle weitergeht machen wir noch kurz an einem der alten „Schupfn“ halt. Dieser hier ist besonders schön, da die Holzscheite über Jahre aufgestapelt wurden und langsam verwittern. Ich mag grade die einfachen, alltäglichen Dinge. DIe Holzstrukturen und Muster die sich darin finden lassen.
Nach gut 15 Minuten Autofahrt erreichen wir den Klapfsee auf knapp 1700m Höhe. Ich hatte etwas Sorge, aber glücklicherweise stecken wir nicht genau zwischen den Wolken fest. Es ist bedeckt. Nicht das spannendste Fotolicht, aber immerhin schön weich und nicht zu hell. Dass kann hier oben nämlich leicht passieren. Und zugekniffene Aufen will ja auch niemand. Ab und an erreichen uns sogar noch ein paar vereinzelte Nebelschwaden aus dem Tal, die langsam den Berg hinauf wabern. Wir machen einen kleinen Spaziergang am Ufer des Sees entlang und fangen neben vielen Momentaufnahmen auch das wunderbare Bergpanorama ein.
Egal wo man hinschaut, fast alles eignet sich als perfekter Fotohintergrund. Nach einiger Zeit hat uns auch die Haflinger-Herde entdeckt. Hier oben laufen alle Tiere frei herum, egal ob Kühe, Schafe oder Pferde. Aber die Kollegen hier sind eher von der neugierigen Sorte und traben langsam aber sicher auf uns zu. Und da muss man schon ein wenig aufpassen, denn so wirklich gut erzogen sind sie nicht und kommen uns ziemlich nah. Also machen wir uns lieber aus dem Staub und bereiten schon mal das nächste Outfit vor.
Auch das hier ist ein „Schupfn“. Sie gibt es in allen Größen und Formen überall auf den Wiesen verteilt. Bis heute werden viele von ihnen u.a. zur Heulagerung genutzt. Aber auch als Fotohintergrund eignen sie sich wunderbar. Die haben etwas einfaches und rohes, aber auch etwas feines detailreiches. Denn bei genauerer Betrachtung erzählt das Holz aus dem sie gebaut sind eine lange Geschichte. Denn die meisten dieser „Schupfn“ sind ziemlich alt. Super passend dazu: die lustig-leichte Bergsommerwiese.
Gegen Mittag neigt sich unser Shooting dem Ende zu und wir werden langsam hungrig. Spontan lädt uns Tobias´ Oma noch auf eine Graupensuppe sein. Da ich ein großer Fan der traditionellen osttiroler Küche bin, sage ich natürlich zu. So geht ein wunderbarer Tag leider viel zu schnell zu Ende.